Ratgeber / Gesundheitsthemen

Bitterstoffe und Verdauung

21.03.2023 / von 

Wir fühlen uns ausgeglichen und sind leistungsfähig, wenn die Verdauung im Gleichgewicht ist. Gerät sie aus den Fugen, führt dies zu Müdigkeit, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung. Bitterstoffe helfen, den Appetit anzuregen und die Verdauung zu fördern.

Bitterstoffe für die Verdauung

Die meisten Menschen verziehen beim Essen von bitteren Lebensmitteln das Gesicht. Erklären lässt sich dies dadurch, dass Bitteres teilweise giftig ist. Das zu erkennen und zu unterscheiden, was trotz bitterem Geschmack essbar ist, war früher lebenswichtig. Noch heute verzichten deshalb viele bewusst auf Bitteres und bevorzugen Süsses oder Salziges.



Diese Vorliebe unterstützen auch die Lebensmittelproduzenten, indem sie die Bitterstoffe bei vielen Gemüse-, Salat- und Obstsorten wie etwa Chicorée, Rucola, Endiviensalat oder Grapefruits gezielt herausgezüchtet haben. Das ist zwar angenehmer für die Geschmacksnerven, doch dem Körper gehen dadurch leider die zahlreichen Vorteile der Bitterstoffe verloren. Massvoll konsumiert, sind diese nämlich sehr gesund. Besonders für die Bauchorgane sind sie ein wahrer Segen, weil sie die Aufnahme von Nähr- und Vitalstoffen aus dem Darm begünstigen und auch bei Verdauungsstörungen aller Art helfen. Sie sorgen für eine anregende und kräftigende Wirkung auf den gesamten Organismus und das Immunsystem.

Was sind Bitterstoffe?

Als Bitterstoffe (sogenannte Amara, vom lateinischen Wort «amarus» für «bitter») gelten alle chemischen Verbindungen, die auf der Zunge eine spezielle Gruppe von Eiweissen aktivieren, die den Bittergeschmack erkennen. So schmecken für uns zahlreiche Kräuter, Gewürze, Wildpflanzen, Obst- oder Gemüsesorten, aber auch gewisse Getränke bitter. Den höchsten Anteil an Bitterstoffen enthält die Enzianwurzel. Doch auch in Löwenzahn, Rucola, Endivien, Artischocken, Wermut, Oliven, Bitterschokolade, Sesam, Zimt, Ingwer, Kurkuma, Senfkörnern und Mariendistel stecken die gesunden Stoffe.

Bitterstoffe wirken schon im Mund

Die Bitterstoffe entfalten ihre Wirkung schon im Mund, weil der bittere Geschmack über die Zunge das vegetative Nervensystem anregt und damit die Produktion für Speichel und Verdauungssäfte ankurbelt. Kein Wunder, dass es eine Vielzahl an Arzneimitteln für die Zufuhr von Bitterstoffen gibt, beispielsweise Tees, Tinkturen, Extrakte oder Frischpflanzensäfte. Wichtig ist, Bitterstoffe nicht in grossen Mengen einzunehmen, denn in geringer Dosis wirken sie besser. Lassen Sie sich dazu in Ihrer Drogerie oder Apotheke beraten.



Die Zusammenhänge zwischen den Bitterrezeptoren und dem Immunsystem eröffnen neue Perspektiven für die therapeutische, aber auch für die präventive Medizin. So soll es gemäss Forschern möglich sein, Infektionen bereits im Anfangsstadium zu bekämpfen, indem man beispielsweise durch die Einnahme von bitteren Heilpflanzen und Gewürzen wie Artischocke, Hopfen, Enzian, Löwenzahn und Wermut gezielt die Rezeptoren und ihre Immunreaktionen aktiviert. Eine alte Volksweisheit lautet: Medizin muss bitter schmecken, wenn sie wirken soll. Wenn es Sie Überwindung kostet, Bitterstoffe einzunehmen, rufen Sie sich ihre heilsame Wirkung ins Gedächtnis, denn bitter macht wirklich fitter!

Heilpflanzen für die Verdauung

Besonders wertvoll für eine gute Fettverdauung sind die Inhaltsstoffe der Artischocke respektive der Artischockenblätter. Die als Gemüse beliebte Mittelmeerpflanze enthält Substanzen, die dem Körper guttun, unter anderem den Bitterstoff Cynarin, der die Gallenproduktion anregt und die Leber schützt.



Vielseitig ist auch der Löwenzahn: Er hat einen positiven Einfluss auf sämtliche Verdauungsorgane. Durch die Bitterstoffe ist Löwenzahn appetitanregend und hilft bei Blähungen, Verstopfung und Magenbeschwerden.



Wermut ist nicht nur der Grundstoff für Apérogetränke, sondern ebenso eine Heilpflanze, die zur Anregung des Appetits sowie bei Verdauungsbeschwerden und Darmerkrankungen zum Einsatz kommt. Das getrocknete Kraut des Wermuts wird in Teemischungen verwendet oder zu einer Tinktur verarbeitet, die kurzfristig bei Bedarf eingesetzt werden können. Sie sind nicht zur Daueranwendung bestimmt.

Blähungen: Luft im Bauch

Die typischen Symptome von Blähungen sind häufiges Entweichen von Gasen, ein Rumoren im Bauch und ein stark wahrgenommenes Völlegefühl - obwohl man nicht viel gegessen hat. Ist der Bauch sogar sichtbar gewölbt, spricht man von einem Blähbauch. In den meisten Fällen sind Blähungen harmlos, das macht sie jedoch nicht unangenehm. Kommen weitere Symptome wie Erbrechen, Übelkeit, Bauchkrämpfe, Durchfall oder Verstopfung dazu und halten lange an, wird eine ärztliche Untersuchung nötig.

 

Darmträgheit und Durchfall

Durchfall ist keine Krankheit, sondern ein Anzeichen dafür, dass im Körper etwas nicht stimmt. Das können bakterielle, virale oder parasitenbedingte Infekte sein, aber auch Stress oder Vergiftungen sind mögliche Ursachen von Durchfall. Während akuter Durchfall plötzlich eintritt und meist nicht länger als zwei Wochen dauert, tritt der chronische Durchfall in Schüben auf und kann zwischen den Phasen ganz abklingen.



Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen treten häufig auf. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn der Durchfall besonders schwer ist, mehrere Tage andauert und Blut im Stuhl ist. Da Durchfall zu einem hohen Flüssigkeitsverlust führt, steht bei der Behandlung dieser Ausgleich im Vordergrund.

Bei einer Verstopfung können Betroffene im Gegenteil den Darm seltener als gewohnt entleeren. Meistens gesellen sich weitere Beschwerden dazu, wie ein erschwerter Stuhlgang, harte Stuhl oder das Gefühl, sich nicht vollständig entleeren zu können.



Eine Umstellung des Lebensstils kann bereits helfen, die Beschwerden zu lindern. Um das Verstopfungsrisiko zu mindern, sollte auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden. Häufige Bewegung, ausreichendes Trinken und die Vermeidung von Stress wirken sich ebenfalls positiv auf einen regelmässigen Stuhlgang aus.