Ratgeber / Heilpflanzen

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

12.10.2022 / von 

Das Echte Johanniskraut hat eine starke Beziehung zum Licht und zur Sonne. Um den Johannistag am 24. Juni, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht, steht es in voller Blüte.

Herkunft des Namens

≪Hypericum≫ leitet sich aus den griechischen Wörtern ≪hyper≫ (über, oberhalb) und ≪eikon≫ (Bild) ab. Diese Namensgebung könnte in der Tradition begründet sein, dass am Johannistag (24. Juni) das Echte Johanniskraut über einem religiösen Bild angebracht wurde, um auf diese Weise Schlechtes abzuwehren. Auch die Bezeichnung ≪Johanniskraut≫ leitet sich vom Johannistag ab: Dann beginnt die Blütezeit des Johanniskrauts und es ist auch die beste Erntezeit. ≪Perforatum≫ bezieht sich auf die kleinen, durchsichtigen Punkte auf den Blättern, sie sehen aus wie perforiert, durchlöchert. Der Legende nach wurde der Teufel des Johanniskrauts nicht mächtig – weil die Pflanze Schlechtes abwehrt – und durchstiess die Blätter aus Wut mit seinem Dreizack.

Ausgewählte Besonderheiten

Das Echte Johanniskraut hat eine starke Beziehung zum Licht und zur Sonne. Um den Johannistag am 24. Juni, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht, steht es in voller Blüte, und man könnte meinen, Tausende Sonnen uns in Magerwiesen und an Wegrändern entgegen. Die ganze Pflanze vermittelt ein Bild von Stabilität. Der Stängel ist fest, und die vielen Seitentriebe sind wie ein gleichschenkliges Dreieck angeordnet. Beim genaueren Betrachten stellt man aber fest, dass doch nicht alles so geometrisch aufgebaut ist, wie es scheint. Wäre das Echte Johanniskraut nur nach dem mineralischen Prinzip – stark strukturiert und starr – gegliedert, könnte es in der Natur nicht bestehen. Dieses Phänomen lässt sich am Beispiel von Bäumen gut nachvollziehen: Sie nehmen den Wind auf, bewegen sich mit ihm und kehren wieder in ihre Position zurück. Wären sie starr und unbeugsam, würden sie knicken und wie Zündhölzer brechen. Das Echte Johanniskraut durchbricht das geometrische Prinzip: Bei ihm ist alles ein bisschen gewunden und verschoben. Das Echte Johanniskraut zeigt uns mit seinem Erscheinungsbild, dass es das Gleichgewicht, die Mitte in sich trägt. Auch bei den Blüten und im Innern des Johanniskrauts können wir etwas Besonderes beobachten: Die Blüten sind rechts- und linksdrehend – ebenfalls eine Seltenheit in der Pflanzenwelt. Die Blätter enthalten helles, die Blüten rotes ätherisches Öl. Diese Stoffe können Pflanzen nur bilden, wenn sie viel Licht und Wärme empfangen: Öle und Harze sind gespeicherte Energie, die durch die Sonneneinwirkung entsteht. Innerlich wird das Johanniskrautextrakt bei leichten bis mittelschweren Depressionen verwendet. Bei Überarbeitung, Stress, innerer Unruhe und Angstzuständen wirkt es harmonisierend. Echtes Johanniskraut kann das verlorene Gleichgewicht wiederherstellen. 

Quellennachweis

Heilpflanzen am Wegesrand – entdecken, bestimmen, verstehen, verwenden